Helden Reloaded

Inhalt

Wer oder was ist ein Held? Braucht man in unserer fortschrittlichen und perfekten Welt überhaupt noch so etwas wie Helden? Wir haben uns genau diese Fragen gestellt und nach wahren Helden gesucht, die eine wichtige Rolle in der Geschichte spielen, aber auch moderne Helden und schließlich auch unsere eigenen heldenhaften Ambitionen hinterfragt.

Auszeichnungen

Sonderpreis der SWS, Walder Theatertage 2009

Nominierung für den Amarena Theaterpreis 2010 des BDAT
in der Sparte Kinder- und Jugendtheater

Ensemble

Mit

Alex Hofmann
Christoph Stec
Daphne Sassin
Gina Käding
Jonas Sassin
Lena Mergard
Lisanne Rickert
Luisa Schneider
Lukas Schelkes
Maren Mütter
Marie Stute

Regie und Bühnenbild

Olek Witt

Choreographie

Gabriela Tarcha

Regieassistenz und Video

Christoph Stec

Bühne und Kostüme

Monika Diensthuber

Lichtdesign

Markus Friele

Premiere

6. Januar 2009, Theater Solingen

Hintergrund

Fragen

Wer ist Held
und wer ist Mensch?
Ist Mensch gleich Held
und Held gleich Mensch?

Ist wohl nicht durch Formeln zu erklären
muss sich erst durch eine Tat bewähren.

Wie wird man Held
wie macht man das?
Macht es Spaß,
erreicht man was?

Maren Mütter

Apoll und Daphne

In einem Streit mit dem Liebesgott Amor um die Treffsicherheit ihrer Pfeile muss der siegessichere Apoll zurückstecken. Getroffen von Amor, unrettbar in Liebe entflammt, verfolgt Apoll die Nymphe Daphne. Diese jedoch verschmäht sein Liebeswerben und flieht vor seinen Umarmungen, weil Amor sie mit einem Pfeil gegenteiliger Wirkung getroffen hatte. Als der Gott Daphne nach einer bittersüßen Verfolgungsjagd einholt, wird sie auf ihre Bitten hin von ihrem Vater, dem Flussgott Peneios, in einen Lorbeerbaum verwandelt.
Apoll weist ihr als Ersatz für die unerfüllte Liebe die Ehre zu, Zeichen des dichterischen und militärischen Triumphes zu sein. So ist der Lorbeerkranz noch heute ein Zeichen des Sieges.

Wirre Gedanken

Wenn ich an einen Held denke,
dann sehe ich einen jungen Mann mit langem, wehendem Haar. Seine Füße stehen knöcheltief im Schlamm des Schlachtfeldes. Er blickt auf und seine Augen glänzen furchtlos angesichts der Horde blutrünstiger Orks, die auf ihn zustürmen. Er hebt sein Schwert und seine müden Knochen spannen sich zum letzten Gefecht. Es ist aussichtslos, doch er macht weiter, immer weiter. Er weiß genau für Wen und für Was. Für die kleine Hütte seiner Eltern am Fluss, für das klare, plätschernde Wasser, das ihn Nachts in den Schlaf gewogen hat. Für die Fischernetze, die er mit seinen Geschwistern in stundenlanger Arbeit geknüpft hat. Für… die Gedanken verloren sich als Eisen auf Eisen traf.

Sehnsucht. Ich will auch so jemand sein. Will kämpfen. Aber nicht einfach nur Kämpfen sondern für etwas Kämpfen und zwar nicht für die besten Noten oder die größte Portion Nachtisch, sondern für mein Leben. Doch lohnt es sich überhaupt dafür zu kämpfen? Was kann ich vorweisen, was habe ich erreicht? Und: macht mich das zum Helden für andere? Nein. Warum sollte ich für andere auch ein Held sein? Kenne ich überhaupt jemanden so gut oder kennt jemand mich so gut, dass er sagen würde: „Ja, du bist mein Held!“
So viele Menschen. Und jeder ist erpicht darauf individuell zu sein, ein eigener Mensch, ein eigenes Vorbild und ein eigener Held. Ist das Ego nicht schon viel zu groß um überhaupt einen andern Helden neben mir selbst zu haben? Ich meine, wer könnte mir schon das Wasser reichen? Wer sonst hat das System so gut durchschaut? Vorbilder hab ich natürlich auch, Neo aus Matrix, Aragon aus Herr der Ringe, Peter Parker alias Spiderman und natürlich Ghandi, Martin Luther King, Che Guevara… Alle nicht echt oder tot – haben die wirklich was erreicht? Nein, sonst bräuchte man mich ja auch nicht.
Das System gibt es noch und ich bin mittendrin. Der einsame Rächer, der Befreier der Unterdrückten und Unwissenden, der Messias, auf den alle warten.
Und die Welt ist mein Revier, mein Zimmer ist mein Hauptquartier, die Straßen sind mein Schlachtfeld. Ich gehe also raus, trage mein Kostüm: flexible Jeans, Spezialanfertigung, blau. Schuhe aus synthetischen Nanofasern, wasserabweisend. Einen Pullover, rabenschwarz, perfekt zur Tarnung. Eine dicke Polarjacke, Wind und Regenfest, für Einsätze am Nordpol. Eine Wintermütze, reine Wolle, handgestrickt von O.M.A.

Da bin ich also. Draußen, perfekt gerüstet, bereit. Das Ego so groß, wie das Maul weit. Unendlich geil. Der Mann. DER HELD.

Ein Held. Ein Mann. Ein Kind. Ich bin nicht der Einzige. Es wimmelt hier von Helden, alle haben ihr Kostüm. Bin ich zu spät? Wenn soll ich den Retten? Wenn alle Helden sind?

Mich.

Christoph Stec

Pressespiegel