Book of Faces

Inhalt

Wie viele Gesichter hat der Mensch? Was macht mich zu der Person, die ich zu sein glaube? Wann bin ich anders? Was muss man tun um verrückt zu sein? Wann bin ich behindert? Und wie gehen ich und andere damit um? Auf die Suche nach Antworten auf jene Fragen, die nahezu jeden im Laufe seines Lebens beschäftigen, macht sich das junge Ensemble des international erfolgreichen spinaTheaters in seinem neuen Stück.

Dabei herausgekommen ist eine Produktion voller Irritation, radikaler Körperlichkeit und Poesie: „Book of Faces“. Dieses integrative Theaterprojekt bietet den behinderten und nicht behinderten Darstellern des Ensembles den Rahmen, um ihre ganz persönliche Erfahrungswelt auf die Bühne zu bringen.
In der Arbeit mit Behinderten erweitert das junge Ensemble seinen Horizont und erschließt sich ein neues Feld theatralischen Schaffens. So wird dieses „Theater mit Tiefgang“ (Solinger Tageblatt) neue Wege beschreiten und dennoch seinen unverkennbar Stil erhalten.

Auszeichnungen

Radio Seefunk Theaterpreis Sparte Schul- und Jugendtheater
der 27. Theatertage am See, Friedrichshafen

Ensemble

Mit

Fabian Bauer
Finn Cam
Sarah Grimm
Caroline Heiner
Katharina Jansen
Christos Kirpkopoulos
Jakob Koch
Laura Klöppinger
Denise Lindemann
Lena Mergard
Julia Nau
Lisa Sadlowski
Marie Stute

Regie und Bühnenbild

Olek Witt

Choreographie

Emily Welther

Begleitende Dramaturgie und Coaching

Tracy E. Lord

Regieassistenz

Monika Born 

Produktion, Bühne und Sound

Detlev Seitz 

Kostüme

Michaela Schmid 

Produktionsassistenz

Lisanne Rickert

Vielen Dank

an alle Eltern und Freunde, die uns im Hintergrund unterstützt haben.

Premiere

18. Januar 2011, Theater Solingen

Hintergrund

Die Arbeit an "Book of Faces"

Das Einzige, das wir, dreizehn Jugendliche mit und ohne Behinderung, zu Anfang über das Stück wussten, war, dass es den Titel „Book of Faces” tragen sollte und vom „Anders-Sein“ handelt. Obwohl fast die ganze Gruppe untereinander neu war, haben wir doch alle schnell gut miteinander harmoniert und näherten uns zusammen während der ersten intensiven Proben dem Thema „Anders-Sein“. Wir haben uns damit beschäftigt, was wir gerne machen und warum wir anders sind. Durch Improvisationsübungen kamen wir dem Thema ebenfalls näher.
In der Anfangsphase haben wir uns viel mit Geschichten und Märchen beschäftigt, wurden daher immer kreativer, machten Übungen, in denen wir Gruppenmitglieder ausschlossen und nachahmten, alles Erfahrungen, wodurch auch wir selbst das Gefühl bekamen, anders zu sein.
Erste Ansätze für „Book of Faces“ entstanden.
Im Nachhinein hätte ich nie gedacht, dass „Anders-Sein“ so facettenreich ist. Ich z.B. dachte zuerst nur an Menschen, die aus der Gesellschaft ausbrechen, aber eigentlich ist da viel mehr, viel, was wir im Laufe der Proben merkten. Es gab da skurrile Dinge, die einfach „anders“ sind, weil sie ungewöhnlich, eben nicht normal sind und nicht unbedingt Sinn ergeben. Es gibt Menschen, die eine Behinderung haben, Menschen anderer Herkunft, Menschen mit anderer Meinung und die, die anders sind, weil sie sich selbst hinter einer Maske verstecken, bis sie sich selbst nicht mehr erkennen. Menschen, die belächelt werden, weil sie offen etwas tun, wofür andere sich verstecken, und Menschen, die eine veränderte Wahrnehmung von der Welt haben wie „Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte“ (Roman von Oliver Sacks).
So sammelte sich im Verlauf der Proben immer mehr Material zu ganz unterschiedlichen Bereichen des Themas „Anders-Sein“. Auch entstanden Choreografien, mit einzelnen wurde am Gesang gearbeitet und auch sonst wurde auf ganz verschiedenen Bereichen geprobt.
Texte wurden von uns größtenteils selbst erarbeitet und fast jeder von uns hat einen Teil, in dem er von sich selbst erzählt, was davon jedoch wahr ist und was nicht, wer weiß das schon.
Die gesamte Probezeit war immer sehr intensiv, zwar auch anstrengend, aber vor allem hat das gemeinsame Entwickeln des Stückes uns sehr viel Spaß gemacht und uns alle gefordert. Auch die Arbeit mit Menschen, die eine Behinderung haben, war für fast alle von uns neu, aber auf jeden Fall eine positive Erfahrung.
Zu sehen, wie sich das Stück von Probe zu Probe veränderte, war sehr interessant. Wir alle haben viel Zeit in das Stück gesteckt, was sich aber auf jeden Fall gelohnt hat.
Abschließend kann ich nur sagen, dass ich sehr stolz auf unser erarbeitetes Stück bin und mich sehr auf die weitere gemeinsame Zeit mit „Book of Faces“ freue.

Aylin Cam

Wir sind

Wir sind eine riesige Lunge.
Wir sind Technik.
Wir sind wie Parasiten.
Wir töten uns selbst.
Wir wechseln die Farbe.
Wir sind giftig.
Wir sind mikroskopisch klein.
Wir sind böse.
Wir sind anders.
Wir denken, wir sind einzigartig und gut.
Wir sind bösartige Aliens.
Wir sind erfinderisch.
Wir sind unintelligent.
Wir sind wir.
Wir sind erschaffen für den Tod.
Wir verpesten nicht nur uns, sondern auch das, was wir sind.
Im Prinzip könnten wir unsere Haare essen.
Wir sind kalt, flach und langweilig.

Fabian Bauer

Pressespiegel