99 Prozent

Ein Stück über Demokratie und Revolution

Inhalt

Millionen Menschen protestieren teils unter Einsatz ihres Lebens weltweit für Freiheit und Demokratie. All jene, die sich neuerdings die 99 Prozent nennen und jene, die schon früher aufgestanden sind, eint ihr innerer Schrei nach Veränderung und die Empörung über das Bestehende. Ein Großteil der Menschheit hat kaum Einfluss auf das politische Geschehen in unserer globalisierten Welt.

Selbst in der Demokratiehochburg Europa werden Bürgerrechte zunehmend beschnitten. Die Macht konzentriert sich immer mehr in den Händen sehr einflussreicher und wohlhabender Persönlichkeiten, den sogenannten ein Prozent. Die Mitbestimmung des Volkes wird zugunsten einer „marktkonformen Demokratie“ geopfert. Unser wachstumssüchtiges Wirtschaftssystem funktioniert nur auf dem Rücken der Ärmeren und macht es uns sehr einfach teilnahmslose Konsumenten zu sein. Der erwirtschaftete Reichtum sammelt sich vor allem in den Taschen derjenigen, die ihr Vermögen wieder dazu nutzten Politik und Weltgeschehen zu ihren Gunsten zu beeinflussen.

Doch mit wachsender Ungerechtigkeit wächst scheinbar auch die Anzahl der Menschen, die es wagen für Veränderung einzustehen. Wie weit würdest Du gehen? Auf die Straße gehen wie bei Occupy Wallstreet, ein paar blaue Flecke riskieren wie beim Castor-Transport, Deine Freiheit aufs Spiel setzen wie in Russland oder Dein Leben gefährden wie im Arabischen Frühling?

Von diesem leidenschaftlichen Kampf haben wir uns anstecken lassen und beschlossen auf unsere Weise für Veränderungen einzustehen. Für Veränderungen in unseren Köpfen und vielleicht auch in den Köpfen der Zuschauer.

Christoph Stec und Jan-M. Schmitz

Auszeichnungen

Preisträger des Bundeswettbewerbs und Teilnahme Berliner Festspiele,
Theatertreffen der Jugend 2013

Theaterpreis Sparte Amateurtheater der 29. Theatertage am See, Friedrichshafen

Ensemble

Mit

Fabian Bauer
Finn Cam
Caroline Heiner
Lena Mergard
Julia Nau
Daphne Sassin
Jonas Sassin
Marie Stute
Dustin Weber

Regie

Christoph Stec
Jan-Marco Schmitz

Choreografie

Gabriela Tarcha

Kostüme

Marie Stute

Stimmbildung

Corinna Elling-Audersch

Dank an

Alle Unterstützer des spinaTheaters.
„Früchte des Zorns“ für ihr Lied „Das Herz ist ein Muskel in der Größe einer Faust“.
Daniela Tobias für Szenenfotos und Video-Mitschnitt.
Unsere Mütter.

Premiere

28. August 2012, Theater Solingen, Studiobühne

Trailer

Hintergrund

Vielleicht

Manchmal habe ich Angst, einfach so. Weil alles so ungewiss ist. Und weil ich so klein bin und die Welt so groß ist. Ich stelle mir dann Fragen. Ich frage mich, was überhaupt alles passiert. Und was ich dagegen tun kann. Oder tut jemand anderes etwas für mich? Tut das System etwas für mich? Manchmal frage ich mich, wie viele Menschen tatsächlich das politische System von Deutschland verstanden haben. Nicht, dass es unfassbar schwer zu begreifen wäre. Eine vage Ahnung werden die Meisten haben. Doch ich denke schon, dass mehr als der Hälfte aller deutschen Staatsbürger völlig egal ist, wer Außen- und wer Innenminister ist, solange sie selbst ihr Gehalt kriegen und halbwegs für sich sorgen können.

Aber warum beklage ich mich eigentlich? Wieso darf ich das, ich bin doch selbst so. Ich lese nicht täglich Zeitung, außer vielleicht das Wetter und die Titelseite und das auch nicht immer. Informiere ich mich täglich über die politische Lage in Deutschland, aber auch weltweit? Kenne ich alle Minister mit Namen und kenne ich wirklich ihre Funktionen? Nein, das tue ich nicht. Ich bin nicht stolz darauf, dass es so ist. Ich stehe nur dazu. Ich gebe zu, mich lieber mit Dingen zu beschäftigen, die mich glücklich machen.

Vielleicht ist es mit der Welt so wie mit der Zeit. Sie ist vollkommen subjektiv. Mal ist die Welt schön und die Zeit vergessen und mal ist sie grausam und viel zu viel Zeit verschwendet. Dazwischen ist eine Grauzone mit tausenden Varianten, wie man die Welt erleben kann. Gehört sie wirklich uns? Können wir machen, was wir wollen? Das machen wir sowieso schon. Aber ist das richtig? Ja verdammt, wir leben doch nur einmal. Nein verdammt. Wir sind hier nicht die einzigen. Und vor allem sind wir nicht die letzten. Das ist so furchtbar anstrengend. Haben die Leute nicht irgendwie doch recht, die gar nicht so viel Nachdenken? Sie haben ein leichtes Leben. Ist uns das nicht gegönnt? Dürfen wir nicht auch mal an uns selbst denken?

Ich hasse meine Fragen. Mein Unwissen. Meine Verwirrung. Meine Unsicherheit. Meine Angst. Ich hasse es, nicht antworten zu können, auf die wichtigsten Fragen, die es gibt. Ich hasse es, dass es keiner kann oder vielleicht auch, dass alle vorgeben, es nicht zu wissen. Vielleicht geben wir uns nicht genug Mühe.

Daphne Sassin

Angst

veränderung fängt bei mir selber an.

sag ich.

denk ich.

und mach die augen zu.

die welt dreht sich weiter. und ich halte die luft an.

tanze mit unverwirklichten träumen und unausgesprochenen wünschen auf einer insel aus illusion.

ich will, dass alles sofort still steht.

für einen herzschlag sich niemand bewegt.

damit ich betrachten kann wo mein platz ist.

hört auf euch zu definieren, revolutionieren, profilieren,
debattieren, analysieren, deformieren. hört auf damit.

ich hab angst vor der mode, vor den strömen, vor den idealen.

es ändert sich ohnehin – alles – immer.

alles im wandel und mitten drin: ich.

in welche richtung bewege ich mich?

nicht stehen bleiben. niemand bleibt mehr stehen.
alles ist am präsentieren, telefonieren, amüsieren,
kokettieren, organisieren und anvisieren.

was ist wenn ich veränderung nicht will?

nicht wegziehen will, meine familie nicht verlassen will,
nicht alleine sein will?

hat die welt noch platz für stillstand?

dürfen wir uns auch ausruhen ohne schwach zu sein?

meine augen sind offen. ich habe die befürchtungen und
albträume an die hand genommen und sage dir ins gesicht:

ich habe trotz allem angst vor veränderung.

Lena Mergard

Pressespiegel